Bischofsvisitation im Seelsorgeraum
Der Terminkalender des Hr. Bischofs ist bei der Visitation ausgefüllt mit Gottesdiensten, Treffen mit haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, Gesprächen, Besuchen und Begegnungen.
Wenn zu den Gebets- und Essenzeiten im Stift bei ihm ein kleiner Freiraum ist, nimmt er diese Zeiten wahr, um mit den Chorherren in Gemeinschaft zu leben.
Die Augustiner Chorherrenstifte Österreichs sind jedes für sich eine eigene rechtliche Einheit, in welcher der von der Gemeinschaft gewählte Propst der Leiter (Propst, Präpositus) ist. Die Stifte sind „exemt“, das heißt: Sie sind in ihrem Eigenleben vom jeweiligen Bischof, auf dessen Diözese sie sich befinden, unabhängig.
Dennoch ist das Stift mit dem Diözesanbischof in mehrfacher Hinsicht eng verbunden:
Durch die Priesterweihe sind die Chorherren mit dem Bischof durch das Weihesakrament verbunden. Die Priesterweihe ist eine Weihestufe innerhalb des dreistufigen Weihesakraments (Bischof, Priester, Diakon).
Die Pfarren des Seelsorgeraumes Vorau wurden vom Bischof dem Stift Vorau "anvertraut", um hier die Seelsorge zu übernehmen. In allen kirchlichen und seelsorglichen Belangen dieses Bereichs unterstehen die handelnden Personen dem Bischof; die derzeitige Visitation bringt das gut zum Ausdruck.
Das Wirken der Diözesen und der Orden sind Formen der Verwirklichung von Kirche, haben damit sakramentalen Charakter. Das Konzil umschreibt das so: "Die Kirche ist ja in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit" (LG 1).
Ein Blick in die Geschichte zeigt noch, dass bei der großen Ordensreform der Chorherren im 12. Jh das Salzburger Domkapitel durch die Aufnahme der Idee des Hl. Augustinus, als Priestergemeinschaft zu leben, einen wichtigen Impuls erfuhr.
Vom Salzburger Domstift als Reformzentrum wurden Pröpste in Stiften eingesetzt oder ganze Konvente zur Reform bewogen. Elf Stifte lebten in der Folgezeit aus diesem Reformgeist: das Domstift Salzburg, Maria Saal, Gurk, Au, Gars, Zell am See, Herrenchiemsee, Höglwörth, Bischofshofen, St. Zeno in Reichenhall und Seckau zu denen später auch Vorau kam.
Wenn im 21. Jh in unserer Diözese die Pastoral und Begleitung der Menschen in Seelsorgeräumen organisiert wird, dann kann das Modell der Augustiner-Chorherren als eine ideale Voraussetzung gesehen werden, wie eine Priestergemeinschaft für und mit den Menschen in den Pfarren Kirche leben könnte.